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Als wäre es gestern gewesen
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Autor: Detlef Lippek Eingestellt am: 10.07.2006
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Mit gemischten Gefühlen fahren wir mit Blaulicht und Einsatzhorn in Richtung Unfallort. Ein Unfall schwerer Art soll es sein!
Wir erreichen die Unfallstelle!
Mein Kollege und ich reagieren zunächst entsetzt angesichts der schrecklichen Bilder, denen wir so plötzlich gegenüberstehen: Ein vollbesetzter Pkw steht rechts neben der Fahrbahn. Dort wo der Motorraum war, steht ein Baum. Rauch steigt auf. Durch die Wucht des Aufpralles wurde der Motor in den Fahrzeuginnenraum gedrückt. #Ene#Der Fahrer, gerade mal 21 Jahre alt, hatte keine Chance. Sein Kopf und das, was mal ein Lenkrad war, sind eins. Quer im Fahrzeug liegt ausgestreckt ein lebloser junger Mensch. 12 Jahre alt. Keine Lebenszeichen! Tot!
Hinter dem Fahrersitz eingeklemmt schreit schmerzerfüllt eine junge Frau. Auch sie wird an ihren Verletzungen sterben; später im Hubschrauber auf dem Weg zur Klinik. Hinter dem Beifahrersitz der zerschmetterte Körper eines anderen jungen Mannes.
Der Beifahrer ist schwer verletzt, blutüberströmt, geschockt, im zerstörten Fahrzeugwrack eingeklemmt.
Die Feuerwehr trifft ein. Der Rettungshubschrauber landet nahe der Unfallstelle. Der aufgewirbelte Wind treibt uns die Tränen in die Augen.
Unbeteiligte Passanten laufen plötzlich über die ausgerollten Wasserschläuche der Feuerwehr. Begierig versuchen sie, einen Blick auf die Szene zu erhaschen. Ein Vater trägt sein Kleinkind auf der Schulter und steht plötzlich vor dem Unfallfahrzeug. Unglaublich! Ich beginne einen Streit mit ihm, vertreibe ihn nach hinten zu den anderen Zuschauern. Sein Kind schaut mich aus großen ängstlichen Augen an.
Einige Eltern der Getöteten stehen plötzlich vor mir! Irgendwie erfuhren sie von dem Unglück. Das Entsetzen steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Schreie, Hilflosigkeit, Trauer, keine Hoffnung mehr! Ich finde kaum die richtigen Worte. Auch sie sind Opfer dieses schrecklichen Unfalles. Wir kümmern uns um sie, um die Unfallaufnahme, um Verstärkung, einen Unfallsachverständigen.
Die Feuerwehr schneidet mit schwerem Gerät das Dach des Pkw auf.
Überhöhte Geschwindigkeit in einer Kurve! Meine Einstellung zur unnötigen Raserei auf unseren Straßen wird schnell geprägt.
Wie schreibe ich später den Bericht von solch einem Unfall? Eine Unfallskizze müssen wir auch machen. Zeugen?! Ich verliere jegliches Zeitgefühl.
Irgendwann bin ich zu Hause. Meine Frau merkt mir an, dass etwas nicht stimmt. Erst vor wenigen Wochen haben wir geheiratet.
Nun bin ich dem Tod begegnet!
Habe ich an alles gedacht? Haben wir nichts Wichtiges vergessen? Die Sache geht mir nicht aus dem Kopf. Mein erster Unfall mit Personenschaden, mit Toten!
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"Ich entschloß mich von dem Standpunkt meiner eigenen
Erfahrungen zu schreiben, von dem was ich wusste und was ich
fühlte. Und das war meine Rettung...
... Was ist Original? Alles was wir tun, alles was wir
Denken existiert bereits und wir sind nur Vermittler. Das ist
alles. Wir machen von dem Gebrauch was bereits in der Luft ist."
Henry Miller, aus einem Interview in den 60-iger Jahren
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