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Die uniformierten Jahre des Ulf Hornung
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Autor: Bodo Doering Eingestellt am: 29.08.2005
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Ulf musste seine Sache gut machen, was das Gelächter zahlreicher Zuschauer, die ihm seinen Dilettantismus auch abnahmen, bewies.
An den Bürofenstern erkannte Ulf den Hundertschaftsführer und den Spieß, die seinen Fahrversuchen interessiert zusahen und sich anscheinend überzeugen ließen, dass er seine Übungen ernst nahm.
Ulf befuhr wackelnd und schlingernd das gesamte Unterkunftsgelände. Dann wurde ihm seine Schau doch selbst zu dumm und er lenkte mehr und mehr in den Bereich der Kraftfahrzeughallen, zwischen denen weniger Einsicht möglich war.
Gerade, als er freihändig um eine Hallenecke fuhr, kam ihm Hundertschaftsführer Kleiber entgegen.
Ulf ahnte schlimmes. Und, weil er sich bereits entlarvt fühlte, fuhr er weiter. Ein Ausweichen wäre zu auffällig gewesen.
„Donnerwetter, Hornung, Sie haben aber sehr schnell gelernt!“ Der Hauptkommissar ging vorbei.
...aus dem Einzeldienst:
2. Mit seinem ersten Auto
Der junge blonde, hoch aufgewachsene Mann hatte die Fahrprüfung erfolgreich bestanden und den Führerschein erhalten. Jetzt saß er stolz und aufgeregt bei aufkommender Abenddämmerung in einem schwarzen Opel Olympia, den er gerade beim bisherigen Eigentümer abgeholt hatte, um eine erste Fahrt zu absolvieren, weil er diesen Pkw gerade erworben hatte.
Von Lindenfels befuhr er die Bundesstraße 47 in Richtung Kolmbach, vorbei an der Abzweigung nach Glattbach in Richtung Gadernheim. Er steuerte mit zunehmender Geschwindigkeit auf der talwärts führenden Straße. Einen winzigen Moment passte er nicht auf, geriet nach rechts von der asphaltierten Fahrbahn ab und auf den unbefestigten Randstreifen. Vergeblich versuchte er zurück zu lenken. Dem sich rasend schnell nähernden Straßenbaum konnte er nicht mehr ausweichen.
„Die Kollegen vom Nachtdienst hatten bei Kolmbach einen tödlichen Unfall, gestern Abend,“ berichtete Dienstgruppenleiter Hauke zu Beginn der langen Tagesschicht am Sonntagmorgen. Er legte die Unfallakten der Kollegen vom Nachtdienst auf den Tisch. „Wir müssen heute an dieser Sache weiter machen. Der Fahrzeughalter hat gestern seinen Wagen einem jungen Mann aus Mannheim verkauft. Das wurde bisher beim vorherigen Halter überprüft. Der junge Mann wollte den Wagen seiner Familie zeigen, die sich über Samstag und Sonntag im Wochenendhaus bei Waldmichelbach aufhalte. Eine genaue Adresse dort sei noch nicht ermittelt. In Mannheim sei unter der Wohnadresse der Familie des Toten bisher auch niemand erreichbar gewesen. Die Mannheimer Kollegen blieben dran und geben Bescheid.
Während Hauke in der Akte blätterte und allem Anschein auch darüber nachdachte, welchem von seinen Beamten er den Vorgang zur weiteren Bearbeitung zuteilen werde, meldete sich die Mannheimer Polizei.
Der Vater des Toten sei Staatsanwalt. Das Wochenendhausgebiet liege an einem Hang am Ortsrand von Waldmichelbach, wo genau, könne jetzt nicht mitgeteilt werden. Der Staatsanwalt fahre eine hellbeige Limousine, Borgward Isabella, mit Mannheimer Kennzeichen, weitere Einzelheiten seien in der Nachbarschaft nicht zu erfahren gewesen. Vielleicht falle der Wagen in dem Wohngebiet ja auf, habe der Kollege mitgeteilt.
„Herr Kron, Sie übernehmen den Vorgang und Kollege Hornung fährt mit. Versuchen Sie in Waldmichelbach die Familie ausfindig zu machen, und teilen Sie ihr den Vorfall mit. Sie wissen ja, behutsam... und, sagen Sie der Familie, der Leichnam sei noch sichergestellt, vorsorglich, der Blutprobe wegen. Das dürfte bis heute Nachmittag erledigt sein.“
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"Ich entschloß mich von dem Standpunkt meiner eigenen
Erfahrungen zu schreiben, von dem was ich wusste und was ich
fühlte. Und das war meine Rettung...
... Was ist Original? Alles was wir tun, alles was wir
Denken existiert bereits und wir sind nur Vermittler. Das ist
alles. Wir machen von dem Gebrauch was bereits in der Luft ist."
Henry Miller, aus einem Interview in den 60-iger Jahren
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