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Polizei
Instinkt
Autor: Elmar Heer
Eingestellt am: 03.12.2006
Seite 5 von 5



Egal, mir reichte schon allein die Option, ein einziges dieser kleinen Geschosse einzufangen, um mich so zu stoppen, als wäre ich gegen eine Wand gelaufen. Der armselig schlaksige Pat war urplötzlich zu Conan, dem Barbaren, mutiert! Waffen machen Leute.

Und was machten meine Instinkte? Drei von ihnen begannen miteinander zu ringen, nämlich der Selbsterhaltungstrieb gepaart mit dem Fluchtreflex gegen den aufkeimenden urzeitmännlichen Kampftrieb. Zu meiner eigenen Überraschung gewann letzterer, denn ich stülpte so plötzlich wie blitzartig meine linke Hand über die Pistole, drückte sie nach unten und schob dabei deren Schlitten ein Stück nach hinten, was verhinderte, dass Conan den Abzug durchziehen konnte. Dieses Vorgehen war keineswegs trainiert, ich hatte den Trick lediglich mal in einem Krimi gesehen und erinnerte mich wohl zufällig daran. Und er funktionierte!

Ich könnte nun behaupten, dass, wie in genanntem Krimi, auch gleichzeitig meine Rechte nach vorne schnellte, krachend mitten im Gesicht des Barbaren landete und diesen niederstreckte. Aber alles, was ich in diesem Moment zustande brachte, war eine halbherzige Ohrfeige, die mein Gegenüber nicht sonderlich beeindruckte. So entspann sich eine aberwitzige Rauferei um die Pistole, derer ich habhaft werden wollte, er aber ums Verrecken nicht herzugeben gedachte. Wir kugelten über den Asphalt, bis mein Ellenbogen eher versehentlich als gezielt, aber mit Wucht die Nase meines Kontrahenten seitlich von unten traf. Jeder kann sich vorstellen, wie dieser Schmerz in Mark, Nasenbein und Stirnhöhle fährt. Der Kampf war abrupt beendet.

Conan verwandelte sich zurück in Pat und ließ die Pistole los, da er jetzt beide Hände benötigte, um sich die pochend anschwellende Nase zu halten. Allein das wortlose, nochmalige Heben meiner geballten Faust genügte, um ihn zu veranlassen, mir nun endlich seinen Ausweis zu geben. Ich behielt die Faust oben: "Wie heißt Dein Kumpel?" Er nannte mir Namen und Adresse und hätte mir wahrscheinlich sogar Geburtsdatum und Telefonnummer gesagt, wenn die ihm gerade eingefallen wäre. Scheiße, diese Nase musste wirklich richtig wehtun! Inzwischen konnte man ihr das sogar ansehen, sie war dunkellila angelaufen und in etwa doppelt so dick wie vorher. Ich müsste lügen, wenn ich bestreiten wollte, dass mir dieser Anblick in Anbetracht der vorangegangenen Geschehnisse ein klein wenig Befriedigung verschaffte. Nur ein kleines bisschen.

Wie Winnetous Speerspitze traf mich die donnerhallende Aufforderung von hinten: "Polizei! Werfen Sie die Waffe weg! Und Hände hoch!"

So ist das im Leben, kaum scheint ein Problem leidlich gelöst, taucht das nächst größere auf. Ich tat, wie mir geheißen, die Pistole rutschte ein Stück in Richtung Rinnstein, während ich meine Handflächen beschwichtigend in Richtung des Kollegen streckte.

Zum Glück dauerte es nur kurze Zeit, um zu klären, dass ich einer von den Guten bin und der andere, der mit der dicken Nase, der, der gerade die Straße runter rannte, der Böse ist. An der Ecke lief er direkt in die Arme des zweiten Beamten, der sich dort postiert hatte und ließ sich widerstandslos erneut festnehmen.

Doni fiel mir erst jetzt wieder ein. Er war verschwunden! Er war nach Hause gelaufen und wartete zusammengerollt vor der Haustüre. Hätte er telefonieren können, er hätte bestimmt die Polizei gerufen. Aber Telefonieren gehörte nun mal nicht zu seinem Ausbildungsplan.

Die beiden Autoknacker wurden später zu Haftstrafen verurteilt, Patachon zu 9 Monate auf Bewährung, Conan zu einem Jahr und 8 Monaten wegen Diebstahls mit Waffen und Widerstands gegen Dorfindianer. Die Waffe war übrigens eine Gaspistole, deren Abzugsmechanismus ohnehin total eingerostet war.

Doni wurde nach dem Vorfall leider für dienstunfähig erklärt und vorzeitig in Pension geschickt. Seinen Ruhestand durfte er allerdings bis zu seinem Lebensende in der Obhut meiner Mutter genießen, da ich es nicht fertig brachte, ihn an den Züchter zurück zu geben.


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