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Instinkt
Autor: Elmar Heer
Eingestellt am: 03.12.2006
Seite 4 von 5

Aber so maß ich diesem "Plomp" weiter keine Bedeutung zu, weshalb es mir entging, dass sich Dickerchen dieses Beweismittels entledigte, indem er es hinter den angrenzenden Zaun fallen ließ. Stattdessen besann ich mich meiner Position und Aufgabe: "Ich habe euch beobachtet! Ich bin Polizeibeamter, ihr seid vorläufig festgenommen!" Ich fand, das klang sehr selbstbewusst und bestimmend, war schließlich auch nicht das erste Mal, dass ich jemandem die Festnahme erklärte. Widerspruch und Widerstand zwecklos!

Die Reaktion war erneut eine andere als die erwartete. "Der kann uns mal, komm, wir hauen ab", raunte Patachon, der Wortführer seinem noch immer schweigsamen Gefährten zu und sprintete unvermittelt los. Kumpel Pat war darüber wohl selbst sehr überrascht, denn ehe auch er nur einen Schritt tun konnte, hatte ich ihn schon an seiner Jacke gepackt und festgehalten.

Doni aber, der dem Treiben bis dahin neutral bis desinteressiert gefolgt war, entdeckte nun einen seiner weiteren Urinstinkte: den Einholtrieb! Passionierte Jogger und Radfahrer kennen dieses Phänomen zur Genüge, dass die meisten Hunde alles verfolgen und einholen müssen, was sich schnell an ihnen vorbei oder von ihnen weg bewegt. Dieser mehr oder weniger stark ausgeprägte Trieb, der gesellschaftlich ein eher geringes Ansehen genießt, wird in der polizeilichen Hundeausbildung gefördert, kanalisiert und genutzt, um beispielsweise fliehende Autoknacker zu stellen. Im Lehrplan auf Donis Weg zum geprüften Polizeihund war dieser Punkt zwar noch weit entfernt, aber zu meiner Verblüffung riss er mir die Leine aus der Hand und rannte dem davon stürzenden Autoradio-Fan hinterher.

Der freudigen Überraschung folgte sogleich die Ernüchterung. Apropos freudig: Schon Sigmund Freud wusste, dass der Sexualtrieb der stärkste aller menschlichen Instinkte ist. Selbiges gilt wohl auch für den Deutschen Schäferhund, denn nach wenigen Metern bremste Doni abrupt ab, um sich nunmehr wichtigeren Dingen, nämlich einer weiteren Duftmarke dieses blöden Pudels am Straßenrand zu widmen.

"Das müssen wir noch üben", nahm ich mir vor und wandte mich wieder meinem Fang zu, der das Szenario wie ich mit offenem Mund beobachtete und dabei wohl vergaß, sich meinem festen Griff weiter zu widersetzen.

"Und Du gibst mir jetzt Deinen Ausweis", forderte ich ihn auf und ließ ihn vorsichtig los. Scheinbar resigniert griff er in Richtung seiner Gesäßtasche, doch was er hervorholte, war kein Personaldokument, sondern es dokumentierte eher seine Entschlossenheit, doch noch unbeschadet aus dem Schlamassel heraus zu kommen. "Guck mal, was ich da habe."

Unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück, als könnte eine Pistolenkugel aus einem Meter Entfernung weniger Schaden an meinen sich zusammenziehenden Eingeweiden anrichten. Mein Blick fiel nun doch kurz auf den Ballermann. Ich erkannte eine Walther PPK, Kaliber 7,65 mm, genau das Modell, das wir vor einigen Jahren wegen mangelnder "Mann-Stopp-Wirkung" ausgemustert und durch eine größere Wumme ersetzt haben. "Mensch, mach kein’ Scheiß", nun hatte ich das Wort doch ausgesprochen, aber was tut man nicht alles, um Zeit zu gewinnen. Ich erinnerte mich an Berichte, dass Amokläufer selbst durch sieben Kugeln dieser Waffe im Körper nicht aufzuhalten waren, ihr zerstörerisches Werk zu vollenden. Wahrheit oder Legende?

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