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Im Abseits
Autor: Gerald Marek
Eingestellt am: 12.12.2005
Seite 2 von 3

Heute Morgen hat er sich mal wieder gekämmt, und das kalte Brunnenwasser hat ihn nüchtern gemacht und läßt ihn jetzt einigermaßen frisch aussehen. Im Arm hält er einen Stapel der Obdachlosen-Zeitung "Trottwar". Der Menschenstrom umfließt ihn wie eine Insel im Meer, doch ab und an hält jemand und kauft bei Hilmar eine Zeitung und wechselt mit ihm ein paar freundliche Worte. Hilmar liebt diese Tage, an denen er die Zeitschrift verkaufen kann, denn einerseits darf er die Hälfte des Erlöses für sich behalten und kann sich vom Verdienst ein paar Bierchen und Essen kaufen. Andererseits ist es eine willkommene Abwechslung vom Betteln in der Fußgängerzone. Leider gibt es "Trottwar" nur einmal im Monat und wenn in den Sommerferien die Redaktion in den Urlaub geht, fällt Hilmars Einnahmequelle auch mal acht Wochen aus. Aber heute tut sich Hilmar mit dem Absatz der Zeitung schwer. Wie magnetisch angezogen, steuern viele Passanten zu den Menschentrauben, die sich um die Politiker geschart haben und lassen den Mann mit den abgetragenen Klamotten links liegen.
Aus meiner Ausgabe der "Trottwar", die vor mir auf dem Stehtisch liegt, springt mir ein Artikel über die Fußball-Weltmeisterschaft der Obdachlosen entgegen. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas auch gibt. Naja, die Deutschen haben nicht so berauschend abgeschnitten, aber das Wichtigste war sicher, neben der Geselligkeit, die mit dem Turnier verbundene Auslandsreise für die Akteure.
Abseits!
Unwillkürlich schaue ich zu Hilmar hinaus. Der steht heute auch im Abseits. Und das nicht nur gesellschaftlich. Während bei einem Fußballspiel das halbe Stadion "Abseiiiits" brüllt und der Mann an der Linie mit seiner Fahne winkt, wenn ein Spieler - vermeintlich oder tatsächlich – um ein paar Zentimeter im Abseits steht, kümmert sich auf diesem Spielfeld vor der Scheibe des Stehcafés niemand um den Menschen, der hier knapp zehn Meter im Abseits steht. Wo sind hier die Leute, die einen Schiedsrichter, pardon Politiker, auf den Menschen im Abseits aufmerksam machen? Warum merken die Bewerber um die lukrativen Posten in Berlin nicht von selbst, dass hier einem das Mitspielen verweigert wird? Beschäftigen sie sich lieber mit denjenigen, die sie vielleicht wählen werden?
Meine Gedanken fangen an zu kreisen. Hilmar ist arm, arbeitslos und krank. Er wäre damit hervorragend prädestiniert, von den Politikern beachtet und umsorgt zu werden, so wie sie es unter den Sonnenschirmen neben ihren Info-Ständen jetzt gerade wieder jemandem versprechen. Aber als ich dort vorbei schlendere und einen

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