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März 2003 - ein Schlussvermerk
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Autor: Eckhard Schröder Eingestellt am: 27.10.2005
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Nein, wir wussten nichts. Wir hatten nicht einmal den Hauch einer Ahnung.
Für Sekunden waren alle erstarrt, man konnte die Gedanken, welche die Köpfe durcheilten, nicht übersehen. Sie schufen irreale Köpfe, bei denen Phantasien und Gedachtes die Schädeldecken in alle Richtungen dehnten und verformten, die Gesichtszüge entgleisen ließen und allen Augen den Ausdruck absoluter Hilflosigkeit verliehen.
Sekunden später artikulierten die Anwesenden die gleichen Ideen, zumeist noch durcheinander, in vielfacher Wiederholung, wobei sich ihre Vermutungen überschlugen.
Panik und Aberwitziges mengten sich unter, gleich dem ersten Grollen eines nahenden Bebens.
Die Gedankenspiele mündeten, wie unzählige kleine Rinnsale, die noch etwas schlammigen Grund transportierten, in einem Teich, dessen Wasseroberfläche sich langsam beruhigte und in dem sich die trübenden Stoffe senkten.
So kristallisierte sich heraus, dass der Chef zuletzt den Weg zum Hause seines Vaters genommen und er dieses nicht wieder verlassen hatte.
Erst danach griffen rationale Überlegungen Raum, die zwischendurch verhalten geäußert, aber nicht aufgenommen worden waren.
Für wenige Minuten hatten sich erwachsene Polizeibeamte - vor dem Hintergrund einer dunklen drohenden Ahnung - wie plaudergierige Kaffeetanten verhalten.
Endlich machten sich Kollegen der Kripo auf den Weg, den die aufgebrachte Runde schließlich für den einzig vernünftigen hielt.
Er setzte dort an, wo sich die Spur des Chefs verloren hatte, auf der Straße zum Domizil des Vaters.
Nach einer knappen Stunde (Wie lange dauert eigentlich eine Ewigkeit?) kehrten die Kollegen zurück: „Nichts!“
Es folgte eine kurze Lagebesprechung, einige Telefonate wurden geführt. Immerhin war so etwas wie Sachlichkeit eingekehrt.
Die Möglichkeiten wurden noch einmal durchgespielt.
Plötzlich kursierte nicht mehr nur ein leises Gerücht durch das Haus, nein, es wurde offen gesprochen:
Der Chef ist tot, er hat sich etwas angetan!
Niemand vermochte sich zu erklären warum er so fühlte, aber ebenso konnte sich keiner des Gedankens erwehren, dass es Wirklichkeit sein würde.
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(25.04.2018)
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"Ich entschloß mich von dem Standpunkt meiner eigenen
Erfahrungen zu schreiben, von dem was ich wusste und was ich
fühlte. Und das war meine Rettung...
... Was ist Original? Alles was wir tun, alles was wir
Denken existiert bereits und wir sind nur Vermittler. Das ist
alles. Wir machen von dem Gebrauch was bereits in der Luft ist."
Henry Miller, aus einem Interview in den 60-iger Jahren
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