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Geschichten
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Autorin: Kati Jahn Eingestellt am: 05.10.2005
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Nein, ich verarbeite nur.
Was passiert, wenn ich mir ständig, täglich, jedes tragische Schicksal hinter dem Einsatz bewusst mache, zu Herzen nehme?
Leider brauchen selten die Glücklichen, Gesunden und Ausgeglichenen die Polizei.
Die meisten meiner Erlebnisse sind so wenig normal wie eine Katze mit zwei Köpfen.
Und doch sind sie meine Normalität. Und daher verändere ich mich und bin wohl selbst nicht mehr ganz normal.
Wie sonst lässt sich erklären, dass mir mein Mittagessen schmeckt, obwohl ich im Frühdienst zwei Leichenschauen durchgeführt habe?
Dass ich mit meinen Kindern lachen und toben kann, nachdem ich zwei Stunden lang die widerlichsten Videos mit Kinderpornografie gesichtet habe?
Dass mir das Wort „Hängemann“ ebenso vertraut und leicht über die Lippen kommt wie die Worte „durchgeknallt“ oder „Käsekuchen“?
Ich habe erst zwölf Dienstjahre hinter mir. Eine ganze Menge mehr liegt hoffentlich noch vor mir.
Was sie mir in den Rucksack packen werden, und wie schwer er am Ende sein wird, weiß ich nicht.
Aber ich hoffe, ich werde mich am Ende nicht so sehr verändert haben, dass ich mich selbst nicht mehr erkenne.

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(26.04.2018)
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"Ich entschloß mich von dem Standpunkt meiner eigenen
Erfahrungen zu schreiben, von dem was ich wusste und was ich
fühlte. Und das war meine Rettung...
... Was ist Original? Alles was wir tun, alles was wir
Denken existiert bereits und wir sind nur Vermittler. Das ist
alles. Wir machen von dem Gebrauch was bereits in der Luft ist."
Henry Miller, aus einem Interview in den 60-iger Jahren
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