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Togo
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Autor: Gerald Marek Eingestellt am: 28.08.2005
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Hans-Werner ging voran, öffnete die Schlafzimmertüre und schaltete das Licht ein. In dem Doppelbett lag niemand. Eine Seite des Bettes war unberührt, auf der anderen war nur noch der Lattenrost zu sehen, Bettwäsche und Matratze lagen neben dem Bett auf dem Boden.
"Herr N’Guti, stehen Sie auf!", rief Rüdiger. "Das Versteckspiel ist zu Ende."
Unter dem Bettzeug bewegte es sich und schließlich kroch ein Schwarzafrikaner, nur mit einer Unterhose bekleidet, unter seinem provisorischen Unterschlupf hervor.
"Was wollen Sie hier?", fragte der Wohnungsinhaber.
"Sie wissen doch, warum wir hier sind", antwortete der Ausländer-Sachbearbeiter. "Ihr Asylantrag wurde schon vor langer Zeit abgelehnt und Ihre Duldung nicht mehr verlängert. Das bedeutet Abschiebung. Es geht für Sie, Ihre Frau und Ihre Kinder nun in die Heimat, und diese Heimat ist nicht Deutschland, sondern Togo."
Daniel N’Guti breitete hilflos die Arme aus und sagte mit verzweifeltem Gesichtsausdruck: "Mais, mes enfants, mes enfants!" Dann wechselte er von Französisch auf Deutsch. "Für meine Kinder ist Deutschland die Heimat, sie wurden hier geboren! Sie gehen hier in die Schule und haben hier ihre Freunde!"
"Bitte ziehen Sie sich an und packen Sie die Sachen, die Sie mitnehmen wollen", forderte Rüdiger den Afrikaner auf.
Hans-Werner und Oliver begannen, die Wohnung nach weiteren Personen zu durchsuchen, während Rüdiger und ich bei Daniel N’Guti blieben.
Lesen Sie in unserem Buch "Die erste Leiche vergisst man nicht – Polizisten erzählen", wie es mit Daniel N`Guti und seiner Familie weiterging.
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* Aktuelles *
(28.03.2024)
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"Ich entschloß mich von dem Standpunkt meiner eigenen
Erfahrungen zu schreiben, von dem was ich wusste und was ich
fühlte. Und das war meine Rettung...
... Was ist Original? Alles was wir tun, alles was wir
Denken existiert bereits und wir sind nur Vermittler. Das ist
alles. Wir machen von dem Gebrauch was bereits in der Luft ist."
Henry Miller, aus einem Interview in den 60-iger Jahren
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