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Kinderaugen
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Autor: Frank Singmann Eingestellt am: 09.02.2005
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Den Krach hören wir schon im Hausflur.
Wir klingeln.
Er macht auf.
Unterhemd, Jogginghose.
Alkohol- und Schweißgeruch,
überall leere Buddeln.
Sie sitzt in der Küche.
Veilchen, Nasenbluten.
Sie weint.
Neben ihr die Kleine.
Ungekämmt, die Nase läuft.
Große, braune, traurige Augen.
Angstvoll sehen sie mich an.
Sie will weg mit der Kleinen.
Zu ihrer Mutter.
Noch heute Nacht.
Er wird die nächsten Stunden bei uns bleiben.
Weil er der Verursacher ist.
Und damit sie freie Bahn hat.
Er macht Zicken und schreit uns an.
Geübte, feste Abführgriffe.
Morgens, halb vier.
Sie steht vor der Dienststelle.
Mit ihrer Tochter, sie klingelt.
Wir lassen sie rein.
Das Auge ist jetzt zugeschwollen.
Sie weint.
"Ich möchte meinen Mann wiederhaben!
Bitte lassen Sie ihn raus!
Ich liebe ihn doch so!"
Und neben ihr die Kleine.
Große, braune, traurige Augen sehen mich an.
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* Aktuelles *
(14.04.2021)
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"Ich entschloß mich von dem Standpunkt meiner eigenen
Erfahrungen zu schreiben, von dem was ich wusste und was ich
fühlte. Und das war meine Rettung...
... Was ist Original? Alles was wir tun, alles was wir
Denken existiert bereits und wir sind nur Vermittler. Das ist
alles. Wir machen von dem Gebrauch was bereits in der Luft ist."
Henry Miller, aus einem Interview in den 60-iger Jahren
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