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Polizei
Die Bürde mit der Würde
Autor:
Eingestellt am: 06.09.2004
Seite 3 von 7

Der evangelische Laienprediger Schlosser, aktiv in seiner Kirchengemeinde und maßgebliches Mitglied im Beirat der Evangelischen Polizeiseelsore, im Land bekannt und beliebt, war noch in der Erinnerung an den März-Fall befangen. Er grübelte nun über die Lage des jungen Angolaners. Was hätte er im März anders und besser machen können? Was hätte er tun müssen, um im Geist der Verfassung, auf deren Einhaltung er geschworen hatte, das Beste für die Menschen erreichen zu können? Wieso hatte ihm keiner helfen können? Wäre es nicht bequemer für ihn, sich nicht an verfassungsrechtlichen Problemfällen festzubeißen?
Die meisten Menschen scheren sich, wie es den Anschein hat, den Deubel um die Verfassung – und sie leben im Alltag ruhiger. Aber als rechtswacher Schutzmann konnte er das nicht. Schlosser ist ein selbstbewusster Aufsteiger aus einer kinderreichen, arbeitsamen Familie. Er ist ein fleißiger, senkrechter Mann mit vier gut geratenen Kindern und einer liebenswürdig heiteren Frau. Er reißt sich nicht um Probleme, aber er weicht ihnen auch nicht aus. Er will den Menschen immer helfen, wenn sie in Konflikten stecken bleiben, auch dort, wo diese Hilfe unbequem und schwierig ist. Das ist so seine Art und so wurde er erzogen. Andere Leute mögen in solchen Fällen wegschauen und in aller trägen Bequemlichkeit den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.
Nun hatte er drei Abschiebehäftlinge für unbestimmte Zeit in seinen Mauern. Einer von denen war der Angolaner, ein unauffälliger Christ, ohne jede Vorstrafe, dessen Familie in den Wirren von Angola umgekommen war. Der Junge musste in der Staatsklausur depressiv werden. Er musste dort raus. Schlosser empfand das moderne Verließ von Stunde zu Stunde und unter diesen Umständen mehr und mehr als ein menschenverachtendes Machtmittel gegen den Angolaner und die beiden anderen Farbigen.
Die beiden anderen Inhaftierten, die schon einige Tage länger die Nachbarzellen belegten, hatten nach Aktenlage immigrationsbedingte Vorgänge. Sie waren bei kleineren Lebensmitteldiebstählen ertappt worden und nach zwangsläufigen Urkundenfälschungen. Sie hatten den Freiheitsentzug und vielleicht sogar die besonderen Zellenverhältnisse „verdient“, nicht aber der Angolaner, der ein anständiger Mann war. Der musste aus dem Depressionskeller heraus.
Schlosser stand vor Beginn seines eingeplanten Jahresurlaubes. Es war Freitag. In den verbleibenden Dienststunden konnte er die Situation des Angolaners wohl nicht mehr bereinigen. Aber er begann zu telefonieren, endlos, reihum, penetrant mit Gott und der Welt.

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