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Artikel in der Stuttgarter Zeitung vom 29.10.2005

Lesung mit Polizeipoeten endet mit einem Blechschaden

Volker Uhl liest in der Hemminger Bibliothek aus seinem unlängst erschienenen Buch "Die erste Leiche vergisst man nicht"

Hemmingen. Heimspiel für Volker Uhl. Doch ist es ein Vorteil für den Polizeipoeten, in jenem Ort aus seinem Buch zu lesen, in dem er zu Hause ist? Als er unmittelbar vor dem Auftritt in Hemmingen auf sein Publikum blickt, ist sich der Kripobeamte da wohl nicht so ganz sicher.

Von Franziska Kleiner


Die Freude ist groß, natürlich. "Hallo, schön dass Du gekommen bist", sagt Volker Uhl zu einem Bekannten, der eben den Raum betreten hat. Uhl begrüßt am Donnerstagabend viele namentlich, auch freundschaftlich. Er genießt es sichtlich, in vertrauter Runde zu sein. Die Freude ist auf beiden Seiten. Denn auch die Gäste, die an diesem Abend wegen ihm in die Hemminger Bücherei gekommen sind, freuen sich ob des Wiedersehens an einem eher ungewöhnlichen Ort.

Volker Uhl, der Herausgeber von "Die erste Leiche vergisst man nicht", steht, kurz bevor die Lesung beginnt, im Obergeschoss der Bibliothek und lässt seinen Blick schweifen. Es ist die vierte Lesung, seit das Buch der Polizeipoeten im September erschienen ist. Darin haben 25 Polizisten in 37 Geschichten jene im Dienst erlebten Augenblicke in Worte gefasst, die sie lange nicht losgelassen haben und mitunter auch heute noch beschäftigen. So hört man von der Frau, die nach einem Mordversuch schwer verletzt in den Armen des Polizisten liegt, weil er als erster am Tatort eingetroffen war. Die mühsam um jedes Wort ringt und den Mann um Hilfe anfleht, ehe er sie den Sanitätern übergibt. Später erfährt er, dass sie im Krankenwagen gestorben ist und er, der Polizist, der letzte war, mit dem sie gesprochen hat, ehe sie starb - allein gelassen. So empfindet es der Beamte, der sich in dem Buch nicht hinter der Uniform versteckt. Der Beamte hat einen Namen. Er heißt Uhl, Volker Uhl.

Es ist mucksmäuschenstill, während der Kriminalhauptkommissar liest, 60 Zuhörer sind gefesselt von den Geschichten über mitfühlende, zweifelnde Männer, die so gar nichts zu tun haben mit dem Bild von den unnahbaren Beamten in Uniform, die einen unmissverständlich wissen lassen, dass man mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. Doch in den sensiblen Augenblicken denken sie an eines am allerwenigsten: den Täter mit der Waffe in Schach zu halten, bis sie ihn in Handschellen abgeführt haben.

Uhl, lässig und elegant zugleich im Anzug gekleidet, sitzt vor seinem Publikum und liest rund eine Stunde lang. Die Seiten des Buches zittern immer weniger im Luftzug, je länger er liest. "Bis sich die Anspannung legt dauert es ein bisschen" , wird Uhl später mit einem offenen, entwaffnenden Lächeln sagen. Es hilft also offenbar nichts, dass er an diesem Abend in viele bekannte Gesichter blickt. Denn auch der Mund wird bisweilen trocken. "Jetzt brauch ich erst mal "n Schluck Wasser", sagt Uhl in jenen Momenten, die routinierte Autoren wohl zur kunstvollen Pause stilisieren würden.

Der Autor ist es schließlich, der die Stille durchbricht, als er den letzten Satz gelesen hat. Er muss nicht erst kundtun, dass er nun für Fragen bereitsteht. Die Zuhörer scheuen sich nicht, ihren Nachbarn, ihren nunmehr durch Rundfunk und Fernsehen bekannten Mitbürger zu fragen. Ob er sich manches von der Seele schreiben würde? Uhl antwortet geradeheraus: Natürlich sei dies eine Methode, um mit dem Erlebtem umzugehen. Dass es ihm nicht alleine so geht, beweist die Resonanz die sein Aufruf im Internet bisher gehabt hat, seine eindrücklichen Erlebnisse aufzuschreiben. So ist das 220 Seiten starke Buch überhaupt erst entstanden.

Und Uhl erzählt stolz vom Schreiben des Bundespräsidenten, der ihm dafür dankt, den Polizeiberuf in einem anderen Licht dargestellt zu haben. Aber er wäre nicht der sympathische Hemminger, wenn er nicht sofort einschränken würde: "Wir können schon auch gute Machos sein".

Das Publikum kann sich ob des Bekenntnisses ein Schmunzeln nicht verkneifen. Uhls Augen funkeln lustig bei diesem Satz: Er hat Recht, er weiß es ebenso, wie all jene im Raum, die etwa nach einem Verkehrsunfall schon einmal Bekanntschaft mit der Polizei gemacht hatten. Doch Uhl war nur als Autor gekommen. Er blieb es auch dann, als ein Gast zu seinem Fahrzeug gerufen wurde. Ein Autofahrer war gegen den Wagen gefahren.

Stuttgarter Zeitung
(Der Abruf des Artikels aus dem Archiv der Stuttgarter Zeitung ist kostenpflichtig)



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